„Achtsamkeit ist die Praxis der Freiheit. Wenn Du eine Sekunde achtsam bist, bist Du einen Moment frei. Wenn Du 60 Momente achtsam bis, bist eine Minute frei“ (frei nach Sayadaw U Pandita, Burma 1921-2016). Wenn das stimmt, sind wir schon frei, wir vergessen es nur die meiste Zeit. Unser Job ist es, diese Freiheit wieder zu bemerken und zu leben. Für mich ist es sehr wichtig, dass in der Praxis der Achtsamkeit von Anfang an dieser „Geschmack der Freiheit“ erlebbar sein sollte und nicht als fernes Ziel definiert wird, das wir Normalneurotiker sowieso nie richtig erreichen könnten. Auf diese Weise wird Meditation zu einer freudvollen Abenteuerreise und nicht zu einem frustrierenden Versuch der Selbstverbesserung.
An einem Punkt weiche ich von den offiziellen Achtsamkeitsprogrammen ab, vor allem dem MBSR-Programm: Eigentlich ist MBSR ein rein erfahrungszentriertes Programm, d.h. die Teilnehmenden werden immer wieder auf ihre direkte Erfahrung bei den Übungen zurückgeführt. Es wird darüber hinaus nicht viel theoretisiert oder erklärt. Der Grund dafür ist die Meinung, dass wir sowieso ständig alles durchdenken und uns dieses Konzeptualisieren nur von der Erfahrung der Gegenwart ablenken würde. Ich sehe das anders!
Wenn wir ein klares Verständnis einer Methode haben und ein Konzept / eine Idee davon haben, wie sie funktioniert und wohin sie führen soll, führt es aus meiner Sicht dazu, …
Daher bemühe ich mich, ALLES so gut ich kann zu erklären, und ermutige die Teilnehmenden dazu, eine kritische Haltung beizubehalten. Aus meiner Sicht ist (frei nach Sokrates) jedes Erkennen ein Wiedererkennen. Ein theoretisches Verständnis kann sehr hilfreich sein, auch wenn man noch keine entsprechende Erfahrung gemacht hat. Denn, wenn man dann die Erfahrung macht, fällt sie quasi „auf fruchtbaren Boden“, es kommt zu einem Wiedererkennen, zu einem „Aha, jetzt verstehe ich, was damit gemeint war“.
Achtsamkeit (englisch: mindfulness) ist ein Modewort geworden, das leider ziemlich beliebig und aus meiner Sicht oft sinnentleert benutzt wird. Daher möchte ich Dir meine eigene kurze Definition liefern, damit Du weißt, auf was und wen Du Dich einlässt, wenn Du Dich von mir begleiten lassen möchtest.
Achtsamkeit ist von dem Paliwort „Sati“ abgeleitet, das ursprünglich „Erinnerung“ heißt. Pali ist die Sprache, in der die ersten buddhistischen Schriften aufgeschrieben wurden. Kleiner Einschub: Ich definiere mich nicht als Buddhisten, nutze aber die buddhistische Psychologie und Philosophie, weil sie aus meiner Sicht die besten Modelle für das menschliche Bewusstsein und dessen Entwicklung liefern.
Sati (Achtsamkeit) ist das klare, gleichmütige und zugewandte Wahrnehmen des Lebens in einem beliebigen Moment. Sati hat aus meiner Sicht u.a. vier Aspekte:
Im Zuge des aktuellen „Achtsamkeits-Hype“ wird der Begriff Achtsamkeit meiner Meinung nach oft sehr undifferenziert gebraucht, oder er wird auf den ersten Aspekt (das Hier + Jetzt) verkürzt und mit falschen Erwartungen verknüpft. Die Erwartung nämlich, dass aller Stress und Schmerz (psychisch oder physisch) verschwindet und wir ein immer angenehmeres Leben führen könnten. Manche Menschen versuchen sich so in eine „meditative Blase“ zu flüchten, was aus meiner Sicht nichts weiter ist als der Versuch, Leid zu verdrängen. Das kann nicht funktionieren.
In der Haltung von Achtsamkeit sind die Inhalte der Erfahrungen sekundär. Primär geht es um die Beziehung zu unseren Erfahrungen, also ob wir sie mit einem klaren, offenen, freundlichen, gelassenen Bewusstsein erleben können oder versuchen, dagegen anzukämpfen, hinter etwas her zu rennen, etwas zu verdrängen oder etwas zu reparieren. Der Vorteil von dieser Haltung ist, dass wir sofort starten können, da ja alles, was wir erleben (inklusive Ärger, Unruhe, Sorgen, Sehnsucht und Ignoranz…), Inhalte unserer Erfahrungen sind, die wir nicht zuerst ändern müssen. Statt die Wellen des Meeres beruhigen zu wollen, lernen wir, darauf zu surfen.
Achtsamkeit bringt alle Aspekte des Lebens ins Bewusstsein, die freudvollen und die leidvollen. Oft ist es sogar so, dass Achtsamkeit den Schmerz in uns und in der Welt zunächst erstmal richtig deutlich macht. Diese Einsicht ist jedoch der einzige Weg, um aus der Opferposition herauszukommen und handlungsfähig zu werden.
Nur wenn wir alle Aspekte im Fokus haben, wird Achtsamkeit für uns selbst und unser Umfeld einen positiven Unterschied machen. Daher hat Achtsamkeit für mich IMMER auch den Aspekt der Offenheit, Fürsorge, Freundlichkeit und des Mitgefühls sich selbst UND anderen UND der Umwelt gegenüber.
Die Wege, Achtsamkeit zu üben und zu leben, sind so vielfältig, wie es unterschiedliche Menschen gibt. Dabei ist die Grundstruktur durchaus gleich: Es geht um die Erweiterung des Bewusstseins über das verängstigte, gestresste, ignorante, gierige und in Relation zu seinen riesigen Potentialen kleine Ich-Bewusstsein hinaus. Darum folgen alle meine Angebote einem einfachen, aber für mich essentiellen Prinzip:
Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht die Methode!
Ich verstehe mich in allen Angebotsformaten als Entwicklungsbegleiter. Ich vermittle keine Methoden "von der Stange", sondern versuche mit Dir herauszufinden, wo Du stehst, was Du brauchst, was für Dich der nächste Schritt sein könnte und wie meine Erfahrung Dir bei diesem Schritt helfen und Dich ermutigen könnte, ihn auch zu gehen. Ich definiere mich nicht als Lehrer, sondern als Lernbegleiter. Grundlage dafür ist natürlich meine eigene jahrzehntelange Meditationspraxis, mein Verständnis der Methoden und meine Erfahrung auf diesem Gebiet, die ich gerne mit Dir teile, wenn Du es möchtest.