Bei MSC (Mindful Self-Compassion = achtsames Selbstmitgefühl) geht es um einen bestimmten Aspekt der Achtsamkeit, der in den Vordergrund gerückt wird, nämlich Freundlichkeit / Wohlwollen sich selbst und anderen gegenüber. Achtsamkeit und Mitgefühl gehören zusammen wie die beiden Flügel eines Vogels. Insofern wird Mitgefühl auch in jeder ernstzunehmendem Achtsamkeitspraxis quasi nebenbei mit trainiert. Bei MSC steht Mitgefühl allerdings im Vordergrund, und Achtsamkeit ist sozusagen das Hilfsmittel. Daher unterscheidet sich MSC von MBSR / MBCT vor allem dadurch, dass es bei MSC nicht vorrangig darum geht, eine Meditationspraxis zu lernen und zu etablieren, sondern vor allem darum, eine andere (freundlichere) Haltung sich selbst und anderen gegenüber zu kultivieren und aufzuhören, sich selbst in manchen Situationen fertig zu machen.
Für einige mündet MSC natürlich in eine regelmäßige Meditationspraxis. Gerade für Langzeitmeditierende bringt MSC oft einen ganz frischen Zugang zur ihrer Praxis und kann diese enorm bereichern. Daher eignet sich MSC auch sehr als Vertiefungskurs für Menschen, die bereits Erfahrung mit Achtsamkeit gemacht haben (z.B. in einem MBSR-Kurs), ist aber offen für alle Menschen ohne jegliche Vorerfahrung.
MSC wurde von
Dr. Christopher Germer und
Dr. Kristin Neff entwickelt und erforscht.
Mitgefühl entsteht, wenn uns ein Lebewesen wichtig ist und dieses Wesen leidet (sollte es ihm gut gehen, entsteht Mitfreude). Es ist der natürliche Impuls, diesem Wesen zu helfen und/oder es zu trösten, ihm beizustehen. Mitgefühl setzt voraus, dass wir das Leid wahrnehmen können, ohne uns davon überwältigen zu lassen, daher ist immer auch Achtsamkeit nötig. Mitgefühl ist auch nicht nur Empathie. Empathie ist die emotionale Resonanz mit anderen. Wenn Empathie mit Leid in Berührung kommt, wird es ein “Mit-Leiden” mit den Leidenden. Empathie alleine (ohne Mitgefühl) kann in ein emotionales Burnout oder zur Ablehnung der Leidenden führen, Mitgefühl nicht.
Selbstmitgefühl ist Mitgefühl bezogen auf unser eigenes Leid. Selbstmitgefühl ist eine mutige geistige Haltung, die uns befähigt, uns selbst an die Hand zu nehmen, wenn es uns nicht gut geht, und Verantwortung für uns zu übernehmen, so wie wir es für jedes Wesen tun würden, das wir lieben und das leidet. Sie ist mutig deshalb, weil wir uns nichts vormachen, wenn es uns schlecht geht, und zu uns stehen, anstatt uns noch zusätzlich fertig zu machen. Ohne diese freundliche Haltung kritisieren und beleidigen wir uns oft innerlich (..."stell Dich nicht so an / das ist wieder typisch für mich / wie kann ich nur so blöd sein...!") auf eine Weise, wie wir es Anderen gegenüber eher nicht machen würden, wenn etwas schief geht.
Selbstmitgefühl kann man lernen, auch wenn man als Kind wenig Liebe erfahren hat! Es ist eine sehr kraftvolle Haltung und hat rein gar nichts mit Selbstmitleid zu tun. Self-Compassion kann daher auch manchmal heißen, sich deutlich abzugrenzen, "Nein" zu sagen und sich oder andere vor einem Aggressor zu schützen, Hilfe zu holen oder sich oder andere, wenn nötig, mit allen verfügbaren Mitteln zu verteidigen!
MSC besteht aus 8 Sitzungen zu je 3 Stunden, die wöchentlich stattfinden, und einem 4-stündigen Halbtagsretreat. Die Teilnahme am ersten Gruppentreffen ist Voraussetzung für die Teilnahme! Anders als bei MBSR/MBCT gibt es keine Wochen-Trainingspläne, sondern ein sich mehr und mehr füllendes “Buffet” an Möglichkeiten, formal und im Alltag zu üben. Zur Unterstützung erhältst Du umfangreiches Begleitmaterial, nach jeder wöchentlichen Sitzung eine Zusammenfassung per E-Mail sowie die Übungen, die Du mit einem Link downloaden kannst.
Die Gruppentreffen bestehen aus Meditationen, kurzen Vorträgen, Kontemplationen, Austausch in der Gruppe. Das Ziel ist es, eine direkte Erfahrung zu machen und Praktiken einzuüben, die diese Haltung auch in Alltagssituationen entstehen lassen.
Der MSC-Kurs kann als eine Art "Schwesterprogramm" zu MBSR gesehen werden, von daher eignet er sich besonders gut als Vertiefungskurs für Menschen, die bereits Erfahrung mit Achtsamkeit haben. Gerade, wenn Du mit Deiner Meditationspraxis haderst ("ich bin nicht gut genug / ich übe zu wenig oder zu selten / ich kann es nicht richtig..."), solltest Du mal erwägen, ein bisschen mehr Freundlichkeit in Deine Praxis zu bringen. :-) Eine vorherige Achtsamkeitspraxis ist aber keine Voraussetzung für eine Teilnahme, jede:r kann mitmachen.
MSC ist keine Psychotherapie insofern, als der Schwerpunkt darin liegt, emotionale Ressourcen aufzubauen, und nicht darin, sich mit alten Verletzungen auseinanderzusetzen. Positive Veränderungen finden auf natürliche Art und Weise statt, während wir die Fertigkeiten entwickeln, mit uns auf freundlichere Art und Weise umzugehen.
Auch wenn einige belastende Gefühle auftauchen können, wenn man Selbstmitgefühl übt, bietet die Begleitung im Kurs die Möglichkeit, diesen Prozess in einem sicheren und unterstützenden Rahmen sich entfalten zu lassen. Auf diese Weise kann die Reise für alle interessant und angenehm sein!
Da ich in naher Zukunft keinen MSC-Kurs geplant habe, möchte ich Dich an meine Frau Amrei Schwalm weiterleiten. Infos zu ihr und zu ihren nächsten Kursen findest Du hier: Amreis MSC-Terminkalender